Toast Hawaii

28.04.2020

Nun ist der dreiundvierzigste offizielle Tag der Ausgehbeschränkung in Wien. Ich schreibe Rezeptidee Nr. 81. Der Toast Hawaii ist ein mit Schinken, Käse und Ananas belegter und überbackener Toast, der in den 50ern in Westdeutschland populär wurde und sich bis nach Österreich und in meine Kindheit zog. Er gehörte bis zu den 80ern zum wöchentlichen Speiseplan vieler Familien und war ein beliebtes Gericht in Kneipen, für Partykeller und Kegelbahnen.

Der Toast Hawaii gilt als Gegenstand der deutschen Kulturgeschichte, in der Mischung aus "Provinz und zugleich Extravaganz" zeige sich der "Ausdruck eines Lebensgefühls ganzer Generationen": Südfrüchte aus der Dose, Toastbrot aus Amerika, der Schinken für Bürgerlichkeit. Der Toast Hawaii brachte einen "Hauch von Exotik" in den Alltag und gehörte damit zum demonstrativen Konsum der Nachkriegszeit. Laut der Journalistin Gudrun Rothaug habe das Gericht "auf wenigen Quadratzentimetern Weizenbrot die Sehnsüchte einer ganzen Epoche" gebündelt. "Die verschwenderische Kombination aus Schinken und Käse demonstrierte den neu gewonnen Wohlstand, Ananas und Cocktailkirsche drückten die Sehnsucht nach der weiten Welt aus."

Den Text habe ich teilweise aus Wikipedia übernommen, ich finde aber der Toast Hawaii passt jetzt perfekt in die Corona-Zeit. In eine Zeit, wo wir wieder von fernen Urlauben träumen, von exotischen Ländern genauso wie Chef und ich vom Wanderurlaub in den Bergen. Ich finde es irgendwie schade, damals gab es Gerichte, Gesten, Filme, Werbungen, Lieder, etc. die die Zeit widerspiegelten und sich bis heute in die Köpfe oder sogar Geschichtsbücher eingebrannt haben.

Unsere Zeit ist so schnelllebig, da manifestiert sich gar nichts mehr. Irgendwann werden Generationen hinter uns nur noch erzählen: "Achja, 2020, da saß die Welt zuhause. Was jeder so gemacht hat, ist bis heute nicht mehr überliefert. Aber der Stau, als der Schachtelwirt eröffnete, die Schlange vor den Bauhäusern und die überfüllten Gastgärten in der Pizzeria, die bleiben bis heute in Erinnerung."

Noch gibt es das tägliche Krisenkochbuch mit den lustigen Geschichten von Chef und der Krisenköchin für alle, die uns gerne folgen. Für unsere Fans, die rasche, einfache, günstige Rezeptideen lieben und Fotos, die den eigenen Tisch in der Krisenzeit widerspiegeln. Doch bald wird auch das Krisenkochbuch verschwunden sein. Lange wird es nicht mehr dauern, da die Zugriffe derzeit rasant weniger werden. Es wird weniger selbst gekocht, die Likes für zugestelltes und gekauftes Essen steigen an. Der Ton in den sozialen Medien wird täglich härter. Die Corona-Zeit hinterlässt ihre Spuren. Irgendwie vermisse ich die gute, alte Zeit, wo sich Dinge, Gerichte, Lieder, Filme ins Gedächtnis gebrannt haben. Daher gibt es heute wieder mal das Flair unserer Kindheit in der Krisenküche.

Heute in Renates Krisenkochbuch:

Toast Hawaii

Ich nehme von meinen Vorräten:

  • Toastbrot
  • Schinkenblätter
  • Käseblätter
  • Ananasscheiben

Backofen auf 180 Grad vorheizen.

Die Toastscheiben mit Butter einseitig einstreichen, auf ein Backblech legen. Perfekt wäre die Toastbrotscheiben auf ein für den Ofen geeignetes Gitter zu legen.

Nun ein Blatt Schinken auf die mit Butter bestrichene Seite geben. Darauf eine Scheibe Ananas. Darüber eine Scheibe Käse.

Für ca. 08-12 Minuten im Backrohr backen.


Sobald der Käse geschmolzen ist, den Toast Hawaii servieren.

Die Luxusvariante ist mit einer kandierten Kirsche garniert.

Bei uns gibt es Wildpreiselbeeren dazu - symbolisiert unsere Sehnsucht nach Berge, Luft, Wandern.

Mahlzeit. Bleibt gesund!

Wien, 28.04.2020