Spinat, Knacker, Rösterdäpfel

09.04.2020

Nun ist der vierundzwanzigste offizielle Tag der Ausgehbeschränkung in Wien. Ich schreibe Rezept Nr. 51. Es ist Gründonnerstag. Seit Kindertagen weiß ich auch, weshalb es Gründonnerstag und nicht Blaudonnerstag heißt. Ist doch logisch. Spinat ist grün und nicht blau. Nachdem fast jeder am Gründonnerstag Spinat isst kann es nicht Blau- oder gar Rotdonnerstag heißen.

Mein Chef sieht mich komisch an. Dann greift er mir auf die Stirn und zieht mit einer raschen, fluchtartigen Bewegung, als hätte er auf die heiße Herdplatte gegriffen, seine Hand weg und murmelt besorgt: "Du wirst doch nicht Corona haben?"

"Wie bitte? Was? Nein, wie kommst du auf die Idee?"

"Na, weilst so einen Blödsinn verzapfst!"

Das habe ich jetzt nicht notwendig und verziehe mich in meine Zauber-Krisenküche. Krame im Tiefkühlfach unseres Hochschranks, ziehe triumphierend eine Packung tiefgekühlten Iglo-Spinats aus dem Fach und rufe Chef zu: "Da fang mal!"

Hihi, das hättet ihr sehen müssen. Auf alle Fälle waren seine, zuvor an meiner Stirn anscheinend verbrannten Hände, in Nullkommanichts eingefroren. Soll er mir doch dankbar sein. Und dass Spinat grün ist hat er auch gelernt. Nachdem wir heute Spinat essen, ist Gründonnerstag. Und fertig.

"Heute in der Witzkitze geschlafen?", murrt Chef leicht genervt und dennoch belustigt, "schon mal gehört, dass der Gründonnerstag der fünfte Tag der Karwoche oder auch heilige Woche ist? An ihm gedenken die Christen des letzten Abendmahles Jesu mit den zwölf Aposteln am Vorabend seiner Kreuzigung. Da schau, da läuft gerade ein Bericht im Fernsehen!"

"So ein Blödsinn", ich bin beleidigt. Dass das Internet lügt, wissen wir, aber auch das Fernsehen? "Mitten in der Corona-Zeit erzählen die nur Schmarrn!", pfauche ich zurück. Chef wirkt ratlos, und ich setze fort: "Jesu isst heute alleine. Es ist Besuchsverbot!"

Daher gibt es heute in Renates Krisenkochbuch:

Spinat mit Rösterdäpfel und gebratene Knacker

Ich nehme von meinen Vorräten:

Cremespinat (ich könnte das alles nehmen)

  • Spinatblätter
  • Knoblauch
  • Butter
  • Mehl
  • Milch
  • Ingwer
  • Muskat
  • Salz, Pfeffer

Nehme aber ganz ehrlich den Cremespinat von IGLO - ich mag die Patzerei in der Küche nicht und so oft essen wir das grüne Zeug auch nicht.

Rösterdäpfel

  • Festkochende Erdäpfel
  • Zwiebel
  • Öl oder Butter

Gebratene Knacker

  • Knacker
  • Öl oder Butter

Spiegelei

  • Ei
  • Öl oder Butter

Cremespinat:

Spinat gründlich waschen. Danach in kochendem Salzwasser wenige Minuten blanchieren (überbrühen). Abseihen und eiskalt (zum Erhalt der Farbe) abschrecken und abtropfen.

Entweder durch die Flotte Lotte passieren oder mit einem Mixstab pürieren.

Zwiebel und Knoblauch anrösten. Mit Mehl stauben. Spinat dazu geben. Einen Schuss Milch unterrühren. Sowie etwas Rind- oder Gemüsesuppe dazu. Nach rund 5 Minuten würzen. Fertig.

Wer es noch sämiger möchte, einfach Schlagobers oder Rahm einrühren.

Wenn es schnell und einfach gehen muss, greife ich zu Onkel Iglo. Einfach nach Packungsanleitung erwärmen.

Rösterdäpfel:

Festkochende Erdäpfel kochen. Leicht auskühlen lassen. Schälen. Entweder in Scheiben schneiden oder groß raspeln.

Zwiebeln anrösten. Erdäpfel dazu. Rösten bis diese Farbe angenommen haben.

Wer möchte mit Erdäpfelgewürz verfeinern - ich habe immer das Sieglinde Erdäpfelgewürz von Sonnentor.

Gebratene Knacker:

Knacker von der Haut befreien. In die Hälfte schneiden. Die Hälften kreuzweise einschneiden und in Öl oder Butter braten.

Spiegelei:

Pfanne leicht einfetten, Ei hineinschlagen und stocken lassen. Ich lege meistens einen kleinen Deckel darauf, dann wird auch der Dotter schön durch - mag kein labbriges Ei.

Alternativ:

Salzerdäpfel, Braterdäpfel,

gekochtes Rindfleisch, Tafelspitz, gebratener Leberkäse, Fisch,

Mahlzeit. Bleibt gesund!

Wien, 09.04.2020