Mohn- und Nussnudeln

13.05.2020

Nun ist der achtundfünfzigste offizielle Tag des Corona-Wahnsinns. Wir sind jeden Tag mehr auf dem Weg zur neuen Normalität. Ich schreibe Rezeptidee Nr. 97. Übrigens, seit 01.05. dürfen unsere Busse wieder rollen. Seit Stunden hantiere ich in der Küche. Da schaut es schon wieder aus. Heute ist aber Großkampftag. Ich habe meine ersten Bestellungen.

Nein, keine geschäftlichen. Mutti, zwei Freundinnen (74 und 88) und ein Freund mit Gattin haben uns gefragt, ob wir nicht etwas für sie hätten. Sie kochen zwar alle noch täglich, aber das Krisenkochbuch ist schon so bekannt, dass sie doch mal den Lieferdienst testen möchten. Nachdem ich dann bei der dritten Corona-Krise einen Lieferservice ins Auge fasse, kann ich ja mal probieren. Vorallem, wie man alles praktisch verschickt.

Plötzlich steht Chef hinter mir und meckert, wie es denn hier aussehe. Meine Güte, ich bin ja noch lange nicht fertig. Das wird schon. Ich meine, er hat ja Recht, ein Bombeneinschlag hätte nicht mehr Dreck hinter lassen können. Obwohl der Vergleich hinkt, ich habe noch kein Geschirr zerschlagen. Bei einer Bombe wäre alles kaputt.

Er zieht wieder ab. Ich höre ihn in Wohnzimmer herumkramen und plötzlich steht er schon wieder in der Küche. In der Hand ein gerolltes Stück Papier. Nein, schaut eher aus wie ein grüner EURO-Schein und eine Visitenkarte. Er meckert: "Deine Kreditkarte habe ich nicht gefunden!".

Was hat er schon wieder vor? Meine Krisenküche ist während Corona 1 kostenlos. Also bitte.

Er schiebt etwas zusammen, führt den gerollten Schein an seine Nase und snifft. "He, was ist? Das ist kein Koks!", werfe ich ihn entsetzt entgegen.

"Das kann man bei dir nicht wissen", er snifft weiter das weiße Pulver auf meiner Arbeitsfläche, "in der Zeitung steht, dass ein Wirt Menüs mit Koks verkauft hat!".

Ich kriege mich vor Lachen nicht ein. "Dummerchen, das ist kein Koks. Glaubst du wirklich, ich würde für die Oldies mit Koks kochen? Das ist Mehl!"

Und so gehen heute selbstgemachte Mohn- und Nussnudeln, eine richtige Spezialität der österreichischen und böhmischen Küche, an unsere Oldies. Samt geschriebener Geschichte. Man muss doch in dieser Zeit jeden unterhalten!

Heute in Renates Krisenkochbuch:

Mohnnudeln mit Erdbeerröster

Ich nehme von meinen Vorräten: Diesmal wieder Mengenangaben - reicht für uns beide sehr gut

  • 350 gr. Mehlige Erdäpfel (gewogen ohne Schale)
  • 100 - 150 gr. Griffiges Mehl
  • 28 gr. Butter
  • Mohn (gequetscht)
  • Schuss Rum
  • Staubzucker

Erdäpfel schälen, in Würfel schneiden und in Salzwasser nicht zu weich kochen.

Abseihen, das Mehl und eine Prise Salz darüber streuen und mit einem Erdäpfelstampfer passieren. Soviel Mehl dazu, bis ein nicht zu fester Teig entsteht.

Deckel auf den Topf und rund 20 Minuten ziehen lassen und durchkneten. Aus dem Teig eine Rolle formen, fingerdicke Rollen formen, in 1 cm breite Stücke schneiden und Nudeln formen (wutzeln).


Alternativ: Erdäpfel am Vortag kochen (ist eine gute Idee, wenn diese z.B. übrig bleiben), zerdrücken, Mehl, weiche Butter, Prise Salz, 1 Ei dazu und zu einen Teig kneten. Daraus Nudeln formen und für ca. 10 Minuten in leicht wallendem Wasser ziehen lassen.

Wie auch immer die Nudeln entstehen, weiter geht es:

Butter in einer Pfanne zerlaufen lassen, Schuss Rum dazu und die Nudeln darin schwenken. Auf einem Teller anrichten, mit Mohn und Zucker bestreuen.

Für die Nussnudeln mit geriebenen Nüssen und Zucker bestreuen.

Kleiner Tipp:

Mohnnudeln (also die Erdäpfelnudeln) lassen sich auch gut einfrieren und dann gleich im gefrorenen Zustand in leicht wallendes Wasser wärmen.

Dazu passt gut Zwetschkenröster:

Zwetschken halbieren, entkernen. Zucker in einer Pfanne karamellisieren und mit Rotwein ablöschen. Zimt und Zwetschken dazugeben und solange weiter köcheln, bis die gewünschte Konsistenz entstanden ist.

Kleiner Tipp: ich friere in der Zwetschkenzeit bereits halbierte, entkernte Zwetschken ein - ideal für raschen Zwetschkenröster, Kuchen, Knödel,....

Nachdem ich dachte, ich hätte noch welche, die aber in der Corona-Zeit schon beim Kaiserschmarren verkocht habe, mussten die Erdbeeren herhalten. Somit gehen wir bisserl fremd und es gibt einen Erdbeerenröster dazu. Schmeckt auch super.

Ebenso geht natürlich ein Marillenröster oder Apfelmus.

Mahlzeit. Bleibt gesund!

Wien, 13.05.2020