Käsefondue

18.04.2020

Nun ist der dreiunddreißigste offizielle Tag der Ausgehbeschränkung in Wien. Ich schreibe Rezeptidee Nr. 67. Nachdem gestern so gar nicht unser Tag war, haben wir am Abend Party gemacht. Man könnte es mit den Worten von Seiler und Speer ausdrücken - "es woa a schware Partie für uns". Schuld war nur der Gin aus dem Burgenland, den wir beim Zusammenräumen gefunden haben.

Nun, wie auch immer, es ist noch halbdunkel, als ich aus dem Schlaf- ins Wohnzimmer wanke und gegen eine Kuh pralle. Zuerst dachte ich, ich träume, aber sie stand da wirklich im Weg und flehte mich an, ich möge sie melken, denn ihr Bauer ist in Kurzarbeit.

Ja, warum denn nicht? Oft genug war ich mit Gruppen bei diversen Landmaturas, wo wir melken gelernt haben. Das soll kein Problem sein. Sie hat mir dann als Dankeschön das Rezept für den leckeren Gruyère, den wir bei der Schweizreise in der kleinen Käserei kennenlernen durften, übergeben. Ich könnte dann zum Frühstück mal Käsefondue machen. Passt, heute ist Frühstück eh später und etwas Deftiges nach dem gestrigen Abend kann nicht schaden.

Während ich sie so molk, erzählte sie mir von saftigen Weiden, hohen Bergen, atemberaubenden Eisenbahnstrecken, kleinen Dörfern und von Touristen überlaufenden Städten.

"Sag, was machst du da?", Chef steht hinter mir, "also langsam mache ich mir echt Sorgen. Der Corona-Lagerkoller erwischt dich ganz schön! Nicht, dass ich dich noch in der Psychiatrie abgeben muss?". Er wirkt wirklich besorgt. Kein Wunder, muss ein Bild für Götter sein. Ich, am Boden sitzend, weil wir keinen Melkschemmel haben, vor mir eine Schweizer Kuh samt Kuhglocke und die Milch spritzt in unser blaues Riess-Reindl. "Aber Chef, dafür gibt es dann Käsefondue. Erinnere dich an den Fondue-Abend bei der Schweizreise!"

"Mhmmmm.... Das war lecker, das stimmt. Und ein kräftiges Frühstück nach dem gestrigen Gin-Abend ist eine gute Idee, aber das wird nichts!" Er hält kurz inne, "Das wird nur ein Schokoladefondue. Du melkst die Milka-Kuh!"

Heute in Renates Krisenkochbuch:

Käsefondue

Ich nehme von meinen Vorräten:

  • Geriebenen Käse, am besten wäre Gruyère, Emmentaler und Schweizer Käse
  • Trockenen Weißwein
  • Eine Prise Speisestärke
  • Etwas Kirschwasser
  • Pfeffer
  • Muskat
  • Knoblauch

Den Topf mit Knoblauch ausreiben. Die Käsesorten mit Wein, Speisestärke und Zitronensaft in einen Topf geben und auf mittlerer Stufe unter gelegentlichem Rühren erhitzen, bis der Käse schmilzt. Kirschwasser, Pfeffer und Muskat dazugeben und unter Rühren köcheln lassen (ca. 10 Minuten) Nicht zu lange kochen lassen, ansonsten wird es zäh. Es sollte eine cremige Käsemasse sein.

Die Beilagen:

Weißbrotstücke (egal welches, am besten, leicht getoastet) zum Eintunken

Wer es fruchtiger möchte, nimmt Ananas-, Äpfel- oder Birnenstücke zum Dippen. Die Säure ist ein geschmacklicher Kontrast zum Käse.

Ebenso geht natürlich eingelegtes Gemüse, Pilze, Oliven, Peperoni, Weintrauben, Schinken oder Tomaten.

Wenn es schnell gehen muss, dann gibt es bereits fertige Käsefondue-Packungen im Supermarkt, die schmecken aber eigenartig. Ist unsere Meinung. Was gut ist, sind die kleinen Ofenkäse, die es für eine oder zwei Personen gibt. Die nach Packungsanleitung in den Ofen schieben und genießen.

Le Gruyère, oder Greyerzer, ist ein berühmter Schweizer halbharter bis harter Käse mit einer geschützten Ursprungsbezeichnung. Die Käseherstellung lässt sich im Greyerzerland bis in das Jahr 1115 zurückverfolgen. Aus diesem Jahr gibt es eine Urkunde, die Zuwendungen von Käse an die Abtei von Rougemont, des ersten Grafen von Greyerz, besagt.

Heute ist die Bezeichnung Le Gruyère als AOP in Europa geschützt. Die Laibe des Käses mit einem Durchmesser von 55 bis 65 cm und einer Dicke von 9,5 bis 12 cm wiegen zwischen 25 und 40 kg.

Das ideale Geschirr für ein Käsefondue ist die Caquelon, ein Topf aus Steingut, Keramik, Gusseisen oder Porzellan. Der Begriff stammt aus dem Französischen und ist vor allem in der Schweiz verbreitet.

Mahlzeit. Bleibt gesund!

Wien, 18.04.2020