Kärntner Ritschert
Nun ist der einunddreißigste offizielle Tag der Ausgehbeschränkung in Wien. Obwohl sie schon leicht zum Bröseln beginnt (ersten Geschäfte haben offen, mit den Öffis darf man ins Grüne fahren, etc) geht die Krisenküche weiter. Ich schreibe Rezeptidee Nr. 63. Gestern schickt mir ein Kollege ein Mail: "Hallo Frau Kollegin, na sowas, seit wann können wir denn mehr als die Kaffeemaschine im Bus bedienen?! Jetzt sehe ich dich schon in der HEUTE und im Busblickpunkt. Haha, immer dasselbe Foto. Gibt es außer Linsen mit Speck nichts anderes? Beim zweiten Rezeptband musst dann ein anderes Foto wählen!"
Scherzküberl! Etwas zu viel am Nichtstun-Staub geschnüffelt?
Ich etwas genervt zurück: "Sehr witzig, kann auch nichts dafür, wenn alle dasselbe Foto nehmen. Und Band 2 gibt es dann bei der Corona-Krise 2, die ich hoffentlich nicht mehr erlebe!"
Er nicht faul, antwortet: "Ja, und bei Band 3 kommen dann noch Cocktails dazu!"
Jetzt war es mir zu bunt, er wollte es so: "Nein! Band 3 wird es nicht geben. Bei der dritten Corona-Runde kann ich kein Krisenkochbuch mehr schreiben, da ich mich um den Lieferservice kümmern muss - Der Hit werden Specklinsen mit Knödel!!!"
Darauf kam retour: "Das ist super! Schickst du mir die Bestellnummer? Und lieferst du dann in ganz Österreich oder in Deutschland auch?"
Ok, dieses Battle hat er gewonnen....
Heute in Renates Krisenkochbuch:
Kärntner Ritschert
Ich nehme von meinen Vorräten:
- Rollgerste (Graupen) grob
- Dose weiße Bohnen
- Frühlingszwiebel, oder große Zwiebel
- Karotte
- Sellerie
- Knoblauch
- Petersilienwurzel
- Knoblauch
- Kümmel gerieben
- Majoran
- Etwas Suppengewürz
- Lorbeerblätter
- Liebstöckl
- Salz und Pfeffer nach Wunsch und Geschmack
- Geselchtes - Rest von Ostern
- Wasser oder Selchsuppe
- Petersilie frisch gehackt
Die Rollgerste über die Nacht in Wasser legen. Das erspart eine Menge an Kochzeit.
Vor dem Kochen Wasser abgießen. Die Rollgerste mit frischem Wasser kernig kochen. Wasser abseihen.
Zwiebel, Karotte, Knoblauch, Sellerie in Würfel schneiden und anbraten. Danach die Rollgerste, Bohnen und Wasser dazu geben. Die Kräuter, Gewürze, Salz, Pfeffer, Suppengewürz dazugeben. Leicht köcheln lassen.
Das Fleisch in Stücke schneiden und solange mitkochen, bis die Hülsenfrüchte weich und das Ritschert eine sämige Konsistenz hat. Wir wollten es noch recht kernig.
Wer es noch cremiger möchte, macht eine helle Einbrenn: Butter in einer Pfanne schmelzen, feingehackte Zwiebel anrösten, etwas Mehl dazugeben und mit wenig Suppe aufgießen. Danach Einbrenn und Eintopf mischen.
Während des Kochens öfters umrühren, bei Bedarf während der Kochzeit mit Wasser oder Suppe etwas aufgießen, dann legt sich das Ritschert nicht am Boden an.
Dazu ein herrliches Schwarzbrot. Ich habe ein Knoblauchbrot dazu gemacht, da ich noch ein etwas älteres Brot verarbeitet habe.
Alternative:
Fleischsorten: Stelze, Selchroller, Geselchtes, Wurstreste, Kaiserfleisch, Selchschopf
Bohnen nach Wunsch
Das Ritschert ist ein Eintopfgericht, mit sehr langer Geschichte, das in einigen Regionen Österreichs, Sloweniens und Bayerns bekannt ist. Es wird aus Rollgerste (Graupen), Bohnen und geräuchertem Schweinefleisch hergestellt. Ritschert ist äußerst geschmackvoll und macht satt. Eigentlich ist es ein typisches Herbstessen, wir machen es aber heute, da wir noch Reste Geselchtes von Ostern haben.
Mahlzeit. Bleibt gesund!
Wien, 16.04.2020