Hascheenudeln

11.05.2020

Nun ist der sechsundfünfzigste offizielle Tag des Corona-Wahnsinns. Wir sind auf dem Weg zur neuen Normalität, sofern die Lockerungen keine neuerlichen Rückfallquoten hervorrufen. Ich schreibe Rezeptidee Nr. 95. Übrigens, seit 01.05. dürfen unsere Busse wieder rollen.

Die neue Normalität wird jeden Tag ein Stück offener. Doch, ist die neue Normalität auch wirklich wünschenswert?

Zuerst fiel ich schon mal aus allen Wolken, als die erste Grafik der menschlichen Reiseströme anhand der Handyauswertungen bekanntgegeben wurde. Ich habe auf meinem alten Handy immer das GPS ausgeschalten und bin damit nur sehr selten im Netz, aber mir war nicht bewusst, durch dieses kleine Ding so kontrollierbar zu sein. Ebenso verwehre ich mich gegen Apps jeglicher Art, im Hinterkopf wohl wissend, eines Tages werde ich meine Haltung öffnen müssen, denn bald wird ohne App nichts mehr gehen.

Demnächst öffnet der Tiergarten in Wien - zum Besuch muss man sich registrieren, ein Besuchsticket lösen, sich für einen Tag entscheiden, egal ob es regnet, stürmt oder brennheiß ist. Ende nächster Woche macht die Gastronomie auf, für einen Besuch muss man sich registrieren, einen Tisch bestellen. Jetzt habe ich gerade gelesen, in der Schweiz und in Deutschland ist der Wirt dazu verpflichtet, persönliche Daten wie Namen, Adresse und Handynummer 14 Tage zu speichern. Da frage ich mich doch, ist es nur wegen Corona oder will die Weltherrschaft mehr wissen? Die berühmte JÖ-Karte feiert den 1. Geburtstag. Eine Karte, die genau aufzeichnet, was kaufe ich, wie oft kaufe ich, welche Angebote nehme ich in Anspruch.

Mittlerweile wird gegen das Bargeld als Bakterienträger mobil gemacht, wir sollen mit der Karte bezahlen. Noch ein Schritt in die neue Normalität. Wo führt uns die noch hin?

Werden wir wirklich bald einen Chip in die Haut bekommen, der über unser Konto, unsere Vorlieben, unseren medizinischen Zustand, über unsere innigsten Probleme und Wünsche Bescheid weiß? Wird dann in der Gastronomie das Servicepersonal ein rotes Licht bei der Bestellung haben: "Achtung, darf nichts mehr essen und trinken!". Wird dann im Supermarkt die Kassierin meine Einkäufe filtern und mir nur noch die gesunden Dinge einkaufen lassen? Muss ich dann im Busunternehmen dem Kunden ein Fahrverbot erteilen, weil er dieses Jahr seine Reisezeit bereits ausgeschöpft hat?

Wahrscheinlich sehe ich wieder alles zu eng. Wenn es meinen Fans und Leser/innen danach besser geht, dann nehme ich gerne einen Shitstorm entgegen. Ich kann damit leben, ich halte hier lediglich meine Gedanken und meine persönliche Meinung fest. Wahrscheinlich werde ich wieder als altmodisch abgestempelt. Aber ich habe mich nicht umsonst jahrelang aus den Kontrollfängen von Familie und Freunden gezogen, den ganzen Wahnsinn um den Datenschutz, auch unternehmerisch, miterlebt. Gesehen wie Namenstaferl bei Wohnungen um horrendes Steuergeld abmontiert wurden. Habe nicht unzählige Formulare neu ausgefüllt, um wenigstens die wichtigsten Newsletter zu erhalten. Ist jetzt alles mit einem Corona-Schlag zu Nichte gemacht, da jeder nur noch glückselig ob der neuen Normalität zustimmend applaudiert.

Es ist wieder an der Zeit, Reste aus der Krisenküche zu verarbeiten.

Heute in Renates Krisenkochbuch:

Hascheenudeln

Ich nehme von meinen Vorräten:

  • Wurst- oder Schinkenreste (Alternativ kann man auch Faschiertes verwenden) Wir hatten noch Bauernschinken-, Braunschweiger- und Bergsteiger von Wiesbauer-Reste
  • Zwiebel (Lauch, Jungzwiebel)
  • Knoblauch
  • Salz, Pfeffer
  • Petersilie und Schnittlauch
  • Sauerrahm
  • Öl oder Butter
  • Teigwaren nach Wahl (oft werden Hörnchen verwendet, aber im Endeffekt was schmeckt)

Wurstreste, Zwiebel, Knoblauch, Salz, Pfeffer in einer Küchenmaschine zerkleinern bzw. leicht faschieren.

In einer Pfanne Öl oder Butter erhitzen. Die Masse leicht anbraten.

Teigwaren nach Packungsanleitung in Salzwasser weich kochen. Teigwaren abgießen - nicht kalt abschrecken - und zu der Fleischmasse geben. Durchrühren. Fertig. Mit Schnittlauch und Petersilie bestreuen. Mein Chef hat noch gerne Sauerrahm dazu.

Dazu passt am besten grüner Salat.

Übrigens, das Haschee ist auch eine ideale Füllung für Wurstknödel.

Mahlzeit. Bleibt gesund!

Wien, 11.05.2020